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Das lebende Schilf wächst zu einem Stamm von oft bis zu 200 Metern Höhe heran, und sieht beinahe so aus, wie wenn man lauter
Trichter ineinandergesteckt hättet, welches natürlich also aussieht, als hätte man an eine Stange ziemlich große Ringe an Ringe gesteckt. Zwischen diesen Ringen oder Trichtern schwitzt ebenfalls ein süßer, klebriger
Saft hervor, welchen besonders das Reich der Insekten sehr liebt. Wenn sich aber die Insekten an dem Safte satt gespeist haben, so gehen sie auch bei ihrer Mahlzeit zugrunde. Auf diese Weise werden dann auch diese
Ringgalerien mit den Leichen der Insekten angefüllt. Und gar bald geht auch allda eine Übergangsszene vor sich, und man erblickt aus diesen Ringen allerlei Kraut hervorwachsen, durch welches dann dieser im Grunde
tierische Baumstamm ein ganz vollkommen vegetatives Aussehen bekommt.
Er macht beinahe die Figur, wie bei uns auf der Erde in den Gärten die beschnittenen Pappeln, welche da ebenfalls, wie ihr schon öfters
gesehen haben werdet, das Aussehen von grünen Säulen haben.
Sind allfällige Früchte einer solchen metamorphosischen
Anpflanzung genießbar, so werden sie ohne weiteres von den Bewohnern in Empfang genommen. Sind aber die Früchte nicht genießbar, so werden sie natürlicherweise unangetastet und unbeschädigt gelassen. Dieser Schilfbaum ist demnach an und für sich, bloß als Stamm betrachtet, ebenfalls unveränderlich; aber durch diese
Metamorphose
ändert er sich dann natürlicherweise dem Äußeren nach, indem aus dem Pflanzentum, das aus seinen Ringen auf die vorbeschriebene Weise entsteht, bald wieder ein Tierreich und bald wieder ein Pflanzentum entstehen kann.
2018 (NS-Kap.55,Abs 11) |